Naschen auf dem Spaziergang – Brennnesselblüten

Brennnessel-Blüten

Blüten und Samen von Brennnesseln haben keine brennenden Haare, deshalb kann man diese kleinen Kraftpakete unterwegs einfach naschen. Sie schmecken kräftig grün, man ahnt schon den nussigen Geschmack, den sie später als Samen ab dem Hochsommer haben können.

Als Pflanze ist die Brennnessel wahrscheinlich bekannt, aber weniger bekannt ist, dass es männliche und weibliche Pflanzen gibt. An der Blüte kann man das bereits erkennen. Es wachsen an den Blattachsen der oberen Blätter jeweils immer vier Fäden mit aufgereihten Blüten. Die männlichen sind eher waagrecht oder nach oben stehend, die weiblichen hängen herunter, genau unterscheiden kann man die Blüten unter der Lupe, die männlichen haben vier Staubgefäße, die bei Sonneneinstrahlung regelrecht explodieren und dann wie ein Kreuz auseinander gerollt sind. Die weiblichen dagegen sind an den kleinen weißen Härchen zu erkennen. In einer Weile sind die Brennnesseln dann in der Bestäubungsphase, da erkennt man die männlichen auch daran, dass bei Berührung eine ganze Wolke winzig kleiner Samen sich aufmacht, um weibliche zu treffen, die folgerichtig meist in der Nähe stehen.

Taub- oder Buntnesseln heißen zwar Nessel wegen der Blattform, sie sind aber Lippenblütler (deren Blüten voll Nektar sind, und wer vor der Biene dran ist, der kann diesen süßen Nektar ausschlürfen), die Blüten der Brennnesseln sehen ganz anders aus.

Warum sind es kleine Kraftpakete? Die ganze Brennnessel ist eine wunder-volle Pflanze. Inhaltsstoffe sind reichlich Magnesium, Kalium, Eisen und Silicium (die ganze Reihe zahlreicher Nahrungsergänzungsmittel 😊), Eiweiß und Vitamin A, C und E, Phytohormone und Enzyme. Sind die Blüten dann in ein paar Wochen bestäubt und zu Samen gereift, kommen noch bis zu 30% Fett, insbesondere Linolsäure dazu. Lediglich Histaminallergiker müssen achtsam sein, denn sie enthält auch Histamin.

Die Brennhaare sind an sich auch ein Wunder des Pflanzen(fraß)schutzes, jedes Brennhaar hat ein kleines Siliciumköpfchen, das an einer Sollbruchstelle bei Berührung abgeht, sodass das harte Brennhaar die Haut verletzen und mit einem Stoffgemisch die brennenden Quaddeln auslösen kann. Aber wie gesagt – Blüten und Samen sind ohne die Haare.

Einige andere Wunder seien hier nur stichwortartig erwähnt, es lohnt sich nachzuschlagen! *Futterpflanze für zahlreiche Schmetterlingsraupen, *hochwertiger Dünger als Pflanzenjauche, *wirksames Spritzmittel als Pflanzenbrühe, *vielfältige Einsatzmöglichkeiten in der Volksmedizin, *Delikatesse als in Bierteig gebackene Blätter, *von Energie, Wasser, Arbeitsbedingungen, Bodenschutz, Giftfreiheit, Transport uvm eine attraktive Alternative zu Baumwolle, *Stickstoffanzeiger im Boden.

Vielleicht kommt es so weit, dass jede*r auf dem Spaziergang und im heimischen Garten irgendwann hocherfreut ist über die brennende Nessel, es würde sich lohnen.

Brennnessel-Samen – kann man später im Jahr auch trocknen und über den Winter aufbewahren, in Öl mit etwas Knoblauch geröstet sehr fein….

Ganz wichtig: Esst nur, was ihr sicher bestimmen könnt! Die Verantwortung liegt bei euch.